Das tibetische Geistestraining enthält 59 Leitsätze, die uns bei der Kultivierung von Mitgefühl und Furchtlosigkeit unterstützen. "Gib alle Hoffnung auf zukünftigen Lohn auf" ist einer meiner Lieblingssätze, weil er für mich alles an die Oberfläche bringt. Er entfaltet eine enorme Kraft, wenn ich in meinem Alltag hinschaue, wo überall durch Hoffnung ein Wegdriften vom Hier und Jetzt stattfindet. Ringu Tulku Rinpoche hat in Bezug auf diesen Satz gesagt, eine Meditation, bei der wir Ergebnisse erwarten, wäre gar keine Meditation. Das bringt es auf den Punkt. Ein Weg, den wir gehen, weil wir uns eine bessere Zukunft erhoffen, ist zwar ein Weg, aber sicherlich nicht ein Weg jenseits von Anhaftung und Ablehnung und daher auch nicht der wahre Herzensweg. Deine Wahrheit liegt tiefer und das Lojong hilft uns dabei, diese zu entfalten.

Das erste Prinzip ist Yi dao, Qi dao (意到氣到) - Aufmerksamkeit führt Energie. Yi 意 ist Deine Aufmerksamkeit, Dein Fokus, Deine Intention oder Absicht. Das Schriftzeichen zeigt einen Klang oder Ton und ein Herz. Deine Aufmerksamkeit ist also der Klang Deines Herzens. Die erste Bewegung des Herzens ist Anhaftung und Ablehnung. Sobald Deine Aufmerksamkeit von Anhaftung und Ablehnung beeinflusst ist, reproduzierst Du immer wieder Energien und Lebensumstände, die dieser Bewegung entsprechen. Das erste Prinzip ist die Ausrichtung Deiner Aufmerksamkeit jenseits von Anhaftung und Ablehnung. Das ist wahre Freiheit und Furchtlosigkeit. Diese Folge zeigt Dir, wie Du dieses Prinzip in Deinem Alltag umsetzen kannst.

Der kreative Geist ist androgyn. Umso mehr wir unsere Identifikationsmuster rund um vermeintlich männliche und weibliche Eigenschaften durchschauen, desto mehr steht uns mühelos unsere schöpferische Kraft zur Verfügung. Außerdem transformieren wir Tendenzen im kollektiven Bewusstsein, die seit Jahrtausenden eingeübt wurden. Somit können wir auch die Fixierung auf die materielle Welt und den Körper sowie das daraus resultierende mechanistische Weltbild transzendieren. In den fernöstlichen Traditionen ist der Körper ein Reflex des Geistes und die Identifikationsmuster rund um männlich/weiblich sind neben Angst/Begierde sowie falsch/richtig mit die stärksten Ausprägungen des dualistischen Bewusstseins. Wenn wir darüber hinaus wachsen, erinnert sich das Bewusstsein an sein unendliches Potenzial, das Wuji oder das Meer aller Möglichkeiten.

„Wissen, dass man nichts weiß, ist das Höchste. Nichtwissen für Wissen halten, ist Leiden.“
Laozi - Dao De Jing 71

Nicht-Wissen beginnt mit der Annahme, ein getrenntes Subjekt zu sein. Diese erste Bewegung des Herzens beruht auf Anhaftung und Ablehnung. Daraus entsteht die Welt der 10000 Dinge oder all die Erscheinungen, denen wir so viel Bedeutung beimessen.
Der Sufi-Mystiker Dschalal ad-Din Muhammad Rumi schreibt:

„Nur wenn dein Wissen von dir selber sich befreit, ist dein Erkennen besser als Unwissenheit.“

Diese Folge handelt davon, wie wir unser Wissen von uns selbst befreien können.

Emotionale Freiheit heißt nicht frei zu sein von Emotionen, sondern frei zu sein mit Emotionen. Daher ist es von großer Bedeutung genau zu erkennen, wie einschränkende emotionale und mentale Muster immer wieder im Bewusstsein entstehen können.
Im tibetischen Buddhismus gibt es das Lebensrad, das die drei Geistesgifte beschreibt, welche dafür sorgen, dass sich die Ich-Empfindung immer wieder aufs Neue inkarniert – jeden Moment, jeden Tag, jedes Jahr, jedes Leben.
Die drei Geistesgifte sind Ignoranz oder Unwissenheit, Hass und Begierde. In dieser Podcastfolge erfährst Du, wie Du diese Energien transformierst und warum die Anderen eine Quelle des Glücks sind.

Die Energie zieht sich zurück, geht nach innen. Es ist die Zeit der Stille.
Das Yi Jing (I Ging) zeigt uns für den November Kun, das Empfangende, das absolute Yin, die Hingabe.
Die Stille empfängt und gebiert.
Was zeigt sich Dir in der Stille? Was empfängst Du? Was will durch Dich geboren werden? Kannst Du der Stille lauschen bis Du unerschütterliche Klarheit bist?
Es ist die Energie des Sanjiao, das formlose Organ, das die ursprüngliche Energie, unsere Essenz in uns bewegt.
Es ist Feuer im Wasser. Zeit nach innen zu gehen.
Die drei Tore Mund, Augen und Ohren werden geschlossen. Einsicht.
Das Universum in Dir. Urkraft. Das äußere Tor zum Herz-Kaiser. Der Weg ins Herz...
Kannst Du als Stille und Nichtstun verweilen und einfach geschehen lassen? Das ist das Geheimnis der vollen Potenzialentfaltung...
In dem Maße in dem Du als Stille verweilst, in dem Maße bringst Du Dein Geschenk an die Welt ins Leben.

Ich spreche darüber, wie wir die tibetischen Weisheitslehren ganz konkret nutzen können, um die Besonderheiten unserer Zeit zu meistern und näher zusammen zu wachsen, anstatt uns von einander zu trennen. Jean-Paul Sartre hat in seinem berühmten Stück darauf aufmerksam gemacht, dass die Hölle die Anderen seien, wenn unsere Beziehungen zu ihnen verquer ist. In der tibetischen Tradition gelten die Anderen als Quelle des Glücks, wenn wir das Herz für alles öffnen, dass sie in uns wachrufen. Erst schließe ich Freundschaft mit all diesen Energien und Geschichten und dann mit den Anderen.

Ein Ich kann nicht jenseits von Zweifel verweilen, weil es von Natur aus getrennt und in der Dualität ist - Ich und die Anderen, Ich und die Welt, Ich und meine Ängste...
In dieser Folge bekommst Du wertvolle Schlüssel, wie Du über diese dualistischen Konzepte hinausgehst und somit als das erkennende Bewusstsein verweilen kannst, das Du bist. Ein Bewusstsein, dass jede Dualität ermöglicht, sie aber selbst nicht braucht, um zu sein.

„Mong Dsï sprach:
>Wenn Ordnung auf Erden ist, so steht die Wahrheit unserem Leben zur Verfügung. Wenn keine Ordnung auf Erden ist, so muß unser Leben der Wahrheit zur Verfügung stehen. Ich habe aber nie davon gehört, daß man die Wahrheit andern zur Verfügung stellen könne.

In dieser Folge spreche ich mit der wundervollen Karin Nikbahkt über Wahrhaftigkeit auf dem ureigenen Weg, die innere Kraft und Schattenarbeit. Karin ist einer der wenigen Menschen, die ich bisher getroffen habe, welche wirklich ganz aufrichtig und authentisch ihr eigenes Ding machen und sich voll und ganz zur Verfügung stellen, um der Menscheitsfamilie zu dienen. Ich freue mich riesig, dass sie hier so bereitwillig ihre Schlüssel mit uns teilt. Karin spricht ganz offen über ihren Weg und wie sich für sie Furchtlosigkeit und Unerschütterlichkeit manifestieren. Ihre Arbeit und das Wissen, dass sie direkt aus der Quelle schöpft, sind wirklich einzigartig und kostbar.